Ein genauer Blick auf das Wort "mantra" verrät, dass es aus den beiden Sanskrit Wörtern "manas" (der Geist) und "tram" (schützen, der Schutz, das Instrument) besteht. Ein Mantra ist also etwas, das den Geist beschützt - aber vor wem oder was eigentlich?
Ein unruhiger Geist, sich ständig wiederholende, gar katastrophierende Gedanken können uns leicht vereinnahmen. Zurückblickend auf das eigentliche Ziel des Yoga, das eine vollkommene Ruhe des Geistes meint, ein Loslösen von all dem, womit wir uns idetifizieren, ist das Üben von Mantras eine Praxis des Yoga. Es gibt Mantras für den Frieden, für Heilung und für bestimmte Anlässe oder Lebensmomente.
Mantras spielen sowohl im Hinduismus, im Buddhismus aber auch im Yoga eine zentrale Rolle. Im Hinduismus beispielsweise werden folgende drei Formen von Mantras unterschieden: Ein saguna richtet sich direkt an eine oder mehrere Gottheiten oder einen göttlichen Aspekt. Ein nirguna adressiert das formlose Göttliche und ein bija ist ein einsilbiges "Samenmantra", das wohl bekannteste davon ist "om".
Es gibt Mantras, die einer bestimmten Tradition angehören, es gibt Mantras, die für alle offen stehen und solche, die nur durch eine:n Lehrer:in weitergegeben werden dürfen.
Wenngleich wir uns mit der Bedeutung eines Mantras auseinandersetzen können und sollten, gibt es auch einen Aspekt des Mantra-Praktizerens, der sich auf die innere Haltung, mit welcher rezitiert wird, bezieht. Hier stellen wir euch drei (für uns) bedeutsame Mantras und eine Interpretation vor:
1. OM
In diesem kurzen Wort, dieser heiligen Silbe ist alles enthalten. Das Mantra "Om", eigentlich "AUM" ist das vielleicht bekannteste und wichtigste Mantra, das oft am Ende und/oder Anfang einer Yogastunde gesungen wird. In diesem Zusammenhang schafft es ein Ankommen im Moment, eine Verbindung zwischen Körper und Geist sowie der Gruppe.
"AUM" steht für das Göttliche, der Klang ist der des Universums - schon immer da gewesen und in allem enthalten. Das Mantra setzt sich aus drei, beziehungsweise vier Buchstaben/Teilen zusammen, die verschiedene Bedeutungen haben:
A, das Wachsein, U, das Träumen und M, der Tiefschlaf. Darüber hinaus gibt es einen vierten Zustand unseres Bewusstseins, absolute Stille, "Turya" geannt, den wir beispielsweise durch Yoga zu erreichen versuchen. A,U und M stehen aber gleichzeitig auch für den Anfang & das Ende (und das, was dazwischen liegt), für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft sowie für Vishnu, Shiva und Brahma.
2. Lokāḥ samastāḥ sukhino bhavantu
Dieses Mantra könnte mit "Mögen alle Lebewesen in allen Welten glücklich und frei sein und mögen alle meine Gedanken, Worte & Taten dazu beitragen" übersetzt werden.
Es ist ein Mantra für den Frieden und das Mitgefühl für alle Lebewesen. Diese Interpretation, die unter anderem eine zentrale Rolle in der Jivamukti-Tradition hat, zeigt eine Verbindung von Spiritualität und Aktivismus auf. Wenn wir uns Wohlbefinden, Glück und Gerechtigkeit für andere wünschen, impliziert das den Blick auf das eigene Leben und Handeln.
3. Gaytri
oṃ bhūr bhuvaḥ
svaḥ
tát savitúr váreṇiyaṃ
bhárgo devásya
dhīmahi
dhíyo yó naḥ
pracodáyāt
Das Gayatri Mantra wird als "Mutter der Veden" bezeichnet - ein universelles Gebet, eine Hymne aus einer der ältesten heiligen Schriften, den Veden. Gayatri selbst ist die Göttin der Sinne. Das Mantra wendet sich an die Energie der Sonne in uns als Sinnbild für Leben, Inspiration und auch Reinheit - in Gedanken, Worten und Taten.
Eine Übersetzung nach Geetha Vahini:
"OM - wir meditieren über den Glanz und die Strahlung der anbetungswürdigen, höchsten göttlichen Wirklichkeit, über die Quelle allen Seins, der physischen, astralen und kausalen Ebene.
Möge dashöchste göttliche Wissen unseren Geist erleuchten und unser Unterscheidungsvermögen erwecken, damit wir die absolute Wahrheit erfahren."
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